Stand: 14. Februar 2015
Sex
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Sex ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Das Internet ist voll davon. Die Werbung bedient sich sexueller Anspielungen. Kaum ein Kinofilm kann ohne Sexszenen auskommen. Alle reden darüber, aber kaum einer hat wirklich Ahnung davon. Halbwissen ist also Standard, und Versuche, durch „Aufklärungsunterricht“ an Schulen echtes Wissen zu vermitteln, scheitern oft an genau den Eltern, die solches Wissen selbst dringend benötigen. Und an der Qualität eines solchen Unterrichts.
Man darf nicht vergessen, dass Sex ein erheblicher Wirtschaftfaktor ist. „Sex sells“ – ein abgedroschener, aber nach wie vor zutreffender Slogan. Und nicht zuletzt gibt es ein Gewerbe, das mit dem Angebot käuflicher Sexualkontakte seine Daseinsberechtigung einfordert.
Wenn man also von Sex spricht, meint man meistens sexuelle Interaktion zwischen Menschen. Aber das stimmt so nicht.
Was ist Sex genau?
Die wenigsten wissen es. Manche werden es vielleicht ahnen. Und die unverbesserlich Blöden werden weiterhin behaupten, das sei doch Liebe, es stünde ja schließlich schon so in der Bibel oder im Koran.
Sex ist ein Bewusstseinszustand, ein „State of Mind“. Mehr nicht. Sex hat nicht das Geringste mit Liebe zu tun, aber Sex kann Liebe enorm bereichern. Sex hat auch mit Paarung erst einmal nichts zu tun. Sex bedient sich des Körpers als einer Art Resonanzboden, um für die Sinne erfahrbar zu werden.
Im Sex geht es darum, einen dem menschlichen Körper eigenen Mechanismus zu betätigen. Es gibt immer einen Auslöser für die sexuelle Erregung, den ich als „Fetisch“ bezeichne. Durch diese Erregung wird eine Spannung aufgebaut, wie bei einem Funkengenerator im Physikunterricht. Ist bei diesem die Spannung groß genug, kommt es an den Elektroden zu einem Überschlag. Hält man die Spannung aufrecht, entsteht ein Lichtbogen.
Das Erleben intimer Zweisamkeit ist noch kein Sex! Es ist eine Gelegenheit und körperliche Vorbereitung, um Sex zu erleben. Erst wenn der Funke überspringt, kann man es als Sex bezeichnen. Andernfalls ist es nichts als ein inszeniertes Ritual ohne innere Anteilnahme.
Im Sex reizt man die Körperanspannung mechanisch und mental solange, bis im Höhepunkt ein Orgasmus entsteht. Diesen kann man durch Training solange aufrecht erhalten, bis die Energie erschöpft ist. Mit fortschreitender geistiger Entwicklung ist es sogar möglich, einen Orgasmus ohne körperliche Reizung (und beim Mann ohne Samenerguss) zu erfahren.
Das ist alles. Andere Erklärungsversuche dienen nur der sozialen Vernebelung.
Fortpflanzung
Man stellt die menschlichen Sexualorgane gerne als Organe der Fortpflanzung dar. Für Tiere mag das zutreffen, auch wenn ich nicht restlos sicher bin. Aber das Wesen des Menschen ist von bewusstem Handeln geprägt und bedient sich nur noch zu einem geringen Teil genetisch vererbter Instinkte. Daher steht für den Menschen die sexuelle Lusterfahrung im Vordergrund, nicht die Fortpflanzung.
Die Moralisten und Kreationisten und vor allem die Weltreligionen sehen das natürlich anders.
Verhütung
Aus dem Vorgenannten ergibt sich zwangsläufig, dass in den meisten Fällen Maßnahmen zur Schwangerschaftsverhütung angebracht sind. Das sollte langsam aber sicher auch in den Köpfen religiöser und unverbesserlich moralistischer Menschen ankommen. „Seid fruchtbar und mehret euch!“ mag in früheren Zeiten eine sinnvolle Anweisung gewesen sein – in Zeiten der Überbevölkerung ergibt es keinen Sinn mehr.
Die Weltkirchen werden einsehen müssen, dass ihre als Regelwerke geltenden Schriften nicht für alle Zeiten festgeschrieben sein können. Mindestens bedürfen sie gelegentlich der Revision und Neubewertung.
Fetisch
Bei diesem Wort denken die meisten sicher an Lack und Leder, oder an Sado und Maso – aber das sind bereits fortgeschrittene Fetischinhalte. Den einfachsten Fetisch gibt die Natur vor: Männer fühlen sich von weiblichen Körpern angezogen, Frauen begeistern sich für männliche Körper. In der Verfeinerung dieser grundsätzlichen Anziehung werden dann einzelne Elemente zu Fetischinhalten: Ein großer Phallus und Muskeln am männlichen Körper, große Brüste und andere Körpermerkmale wie z. B. Haarfarben am weiblichen Körper.
Aus sehr unterschiedlichen Gründen wenden sich manche Menschen dem eigenen Geschlecht zu und fühlen sich hier von bestimmten Merkmalen angezogen. Homosexualität kann aus einem Mangel an gegengeschlechtlichen Partnern entstehen, z. B. in Gefängnissen. Auch in der Tierwelt wurden gleichgeschlechtliche Paarungen beobachtet, daher ist es absurd, dies als „unnatürlich“ oder „widernatürlich“ einzustufen.
Erst wenn der Sexualtrieb eine bestimmte Stufe der Abstumpfung erreicht, kommen als Fetisch andere Sexualpraktiken in Betracht. Hierbei führen aktive oder passive Verhaltensmuster zur sexuellen Erregung. Die Bandbreite reicht von einfachen Rollenspielen bis zu massiven körperlichen Handlungen und Misshandlungen.
All diesen sexuellen Ausrichtungen und Aktivitäten ist gemeinsam, dass sie die Mitwirkung einer Partnerperson erfordern, um sexuelle Erregung und Befriedigung zu erlangen. Die hierbei auftretenden Paarungen führen immer zu wechselseitiger Abhängigkeit und irgendwann zu Eifersucht.
Geschlechtsumwandlung
Solange ein Mensch sich mit seinem Körper und mit seiner durch das Geschlecht vorgegebenen Rolle identifizieren kann, akzeptiert er auch seine damit verbundene sexuelle Erfahrung. Und dann gibt es Menschen, die weder mit ihrer sozialen noch mit ihrer sexuellen Geschlechterrolle einverstanden sind und sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen. Gerade der soziale Aspekt ist jedoch sehr mit Gewöhnungsbedarf verbunden, sowohl für das Individuum als auch für seine Mitmenschen, denn nicht jede/r akzeptiert eine solche Maßnahme.
Perversion
Was bedeutet eigentlich „pervers“? Das ist immer Definitionssache. Es wird ein Normalfall angenommen, und die Abweichung davon gilt als „Perversion“. Eine zeitlang galt es als pervers, wenn Männer schwul waren. Wenn Männer Frauenkleidung tragen: pervers. Wenn Priester Sex mit Knaben treiben: pervers. So gesehen, ist alles pervers, was nicht dem „regulären“ Mann-Frau-Schema entspricht. Und auch hierbei findet sich immer jemand, der eine bestimmte Körperstellung als „pervers“ bezeichnet. Dieses Wort sollte besser aus dem sexuellen Vokabular entfernt werden.
Gruppensex
Hierzu fällt mir nur der Spruch „Masse statt Klasse“ ein. Echte und tiefe sexuelle Befriedigung lässt sich wohl kaum durch eine Mehrzahl an Partnern erreichen. Dies führt eher zu Völlegefühlen, Überdruss und Verwirrung.
Auch der wohlmeinende Versuch, durch „Swingerclubs“ Abwechslung in das Sexualleben eines Paares zu bringen, kann auf Dauer nicht funktionieren. Einer der „swingenden“ Partner sucht früher oder später den Kontakt zu einem Swing-Partner außerhalb des Clubs und gefährdet so die ursprüngliche Beziehung.
Triebtäter
Der Sexualtrieb wird in der Pubertät begründet und kurz danach gefestigt. Innerhalb einer gewissen Orientierungszeit lässt sich ein vorhandener Fetisch beeinflussen, danach jedoch selten bis nie. Wer also eine bestimmte sexuelle Neigung in und nach seiner bzw. ihrer Pubertät begonnen hat, wird dieser Neigung ein Leben lang ausgeliefert sein. Jeder Versuch einer „Umerziehung“ ist zum Scheitern verurteilt.
Eine Gesellschaft muss sich dagegen wehren, wenn Menschen mit problematischem und aggressivem Sexualverhalten das Sozialgefüge massiv beeinträchtigen. Aber hier hilft keine Verdrängung („Wegsperren für immer“), sondern nur ein rückhaltloses Klären der Verhältnisse, also offene Auseinandersetzung mit den Problemen und Suche nach Lösungsmöglichkeiten.
Strikt abzulehnen ist vor allem die sexuelle Begierde Erwachsener nach Kindern und Jugendlichen, denn diese haben für solche sexuellen Inhalte noch nicht die nötige Urteilsfähigkeit und sind daher den Erwachsenen und ihren Begehrlichkeiten schutzlos ausgeliefert.
Vergewaltigung
Erzwungene sexuelle Partneraktivität ist ein Grundübel. Anzunehmen, dass es „ja“ bedeutet, wenn jemand „nein“ sagt, entspricht keiner noch so weit hergeholten Logik. Allerdings gibt es Fälle, in denen einvernehmlicher Sex als Vergewaltigung dargestellt wird. Hier werden vor der Fassade sexueller Handlung soziale Differenzen ausgetragen, was auch eine Form von Missbrauch ist.
Schmutz und Erniedrigung
In Verbindung mit Sex wird gerne das Wort „schmuddelig“ verwendet. Das müsste eigentlich nicht sein, aber offenbar lebt der Mensch in der Sexualität niedere Qualitäten menschlicher Aktivität aus, die im regulären gesellschaftlichen Leben unterdrückt werden müssen. Dazu zählt auch die Erniedrigung einer Partnerperson im Rahmen eines Vertrauen schaffenden Umfelds: Jeder beteiligte Sexualpartner kann auf die Verschwiegenheit des Partners vertrauen und auch darauf, dass bestimmte Grenzen nicht überschritten werden.
Was jedoch gemeinhin als Standard üblicher sexueller Partneraktivitäten angesehen wird, kann nur als schmutzig bezeichnet werden. Oder soll es etwa beglückend sein, (von der Frau aus betrachtet) ein Abwasserrohr in den Mund zu nehmen? Oder (vom Mann aus betrachtet) dieses Abwasserrohr in eine Fleischhackmaschine zu stecken? Es ist schlimm genug, dass das praktiziert wird, aber inzwischen gilt bereits: „Oralsex ist doch gar kein richtiger Sex!“ Ja was ist es denn dann? Etwa das Mindestmaß an Erniedrigung, das ein Sexualpartner auf sich nehmen muss? Ist das eine Gesellschaft, in der es sich zu leben lohnt? Man muss kein Moralapostel sein, um solche Praktiken abzulehnen.
Pornografie
Der Franzose sagt: „Honi soit qui mal y pense“, deutsch: „Ein Schuft, der Schlechtes dabei denkt“. Beim Betrachten der Darstellung sexueller Praktiken geschieht immer eine Bewertung durch die Gedankenwelt des Betrachters. Wer prüde und verklemmt ist, stört sich bereits an einfachen Nacktfotos, abgebrühte und erfahrene Menschen hingegen empfinden auch heftige Sexszenen eher als langweilig oder albern. Wann eine Darstellung pornografisch zu nennen ist, entscheidet jeder Einzelne und stellvertretend die „öffentliche Meinung“, und die ist in der westlichen Welt von politischer Korrektheit vernagelt. In anderen Teilen der Welt sind es religiöse Gründe, die solche Darstellungen untersagen oder sogar unter Strafe stellen.
Zensur
Im Internet ist – neben harmlosen erotischen Fotos und Filmen – eine große Vielzahl unappetitlicher und abstoßender Darstellungen zu finden, was viele Menschen nach einer Zensur rufen lässt. Zensur hat aber zu keiner Zeit Probleme wirklich gelöst, sondern nur in den Untergrund verdrängt, also unter den Teppich gekehrt. Es sind immer wieder bigotte und frömmlerische Personen, die Verbote und Zensur fordern, fast immer begründet mit dem Jugendschutz. Leider wird so nur das Gegenteil erreicht: Das Verbotene erhält einen noch höheren Reizwert.
Vortäuschen
Viele Frauen lernen irgendwann, dem Mann einen Orgasmus vorzutäuschen, wie es von Meg Ryan im Film „Harry und Sally“ anschaulich gezeigt wird. Das kann auch recht überzeugend wirken, aber was be-wirkt es denn? Ein vorgetäuschter Orgasmus gibt nichts zurück an die vortäuschende Person, bestenfalls das Gefühl, es „dem so richtig gezeigt zu haben“. Kein Glücksgefühl, keine angenehme Erschöpfung. Nur Leere. Ist es das wert?
Und wer sagt denn, dass ein Mann einer Frau keinen Orgasmus vortäuschen kann? Alles ist eine Sache der Betrachtungsweise. Die meisten Männer denken beim Sex an den ihnen eigenen Fetisch, um zu ihrem Höhepunkt zu gelangen. So gesehen, täuschen Männer den Orgasmus vielleicht sogar häufiger vor als Frauen ahnen. Wer kann schon die Gedanken des Partners lesen? Und eine Frau beansprucht das Zustandekommen eines Orgasmus ihres Sexpartners natürlich gerne für ihre Person und deren unbändige sexuelle Ausstrahlung, auch wenn sie die reinste Schlaftablette ist.
„Was machst du, nachdem du richtig guten Sex mit einer Frau hattest?“ – „Dann gehe ich heim zu meiner Alten!“ Ja ja, sexistisch, ich weiß.
Einfache Faustregel: Frauen täuschen den Orgasmus vor, um etwas beim Sexpartner zu erreichen. Männer täuschen den Orgasmus vor, weil sie in jedem Fall ihren Spaß haben wollen. Und beide täuschen vor, um ihr Selbstwertgefühl zu bewahren und ihr Ego zu pflegen. Wer ist nun die (im Wortsinn) Angeschmierte? Also, meine Damen: Den Orgasmus vorzutäuschen lohnt nicht, ist nur ein Eigentor!
Die Alternative
Selbstbefriedigung ist in unserer Gesellschaft verpönt. Sie gilt als untauglicher Ersatz für eine „echte“ sexuelle Paarbeziehung und als Indiz für eine Persönlichkeitsstörung. Wie verlogen muss man sein, um diesen Standpunkt ernsthaft aufrecht zu halten?
Erst wenn ein Mensch alle Facetten seiner eigenen Sexualität ergründet hat, ist er oder sie imstande, die Befriedigung einer anderen Person herbeizuführen. Die immer wieder gerne bemühten Drohgebärden, durch exzessive Selbstbefriedigung würde man blind oder geisteskrank, können guten Gewissens als lächerlich zurückgewiesen werden. Der Schaden durch ein erzwungenes gepaartes Sexualverhalten dürfte weitaus größer sein.
Außerdem kann eine beherrschte Selbstbefriedigung zu einer höheren Fähigkeit zur Selbstdisziplin beitragen. Auch findet eine erhöhte Anregung der Phantasie statt, was wiederum bei Sex mit Partner zu einer größeren Bandbreite an beglückenden Aktivitäten führen kann.
Sexuelle Abhängigkeit von einem Partner mag sozial erwünscht sein, um Kontrolle auszuüben und Erziehung bzw. Gängelung durch Belohnung und Bestrafung praktizieren zu können. Sie ist aber weder notwendig noch eine Garantie für eine funktionierende Gesellschaft.
Fazit
Ein ausgeglichenes Sexualleben ist von großer Bedeutung für Körper, Seele und Geist des Menschen. Wie das Sexualleben praktiziert wird, hängt von den individuellen Vorlieben und Möglichkeiten ab. Weder Be- noch Verurteilung anderer Menschen sind hierbei angebracht, außer im Fall einer Straftat.
Sexuelle Enthaltsamkeit ist nur dann sinnvoll, wenn sie auch vom Individuum selbst angestrebt wird, keinesfalls aber auf Anordnungsbasis.
Jede/r sollte ihren bzw. seinen Fetisch kennen, sollte wissen, was sie bzw. ihn erotisch stimuliert. Je genauer diese Kenntnis ist, desto besser ist die Perspektive für das Erreichen sexueller Befriedigung.
Jeder Mensch hat das Recht auf sexuelle Entfaltung und Erfüllung. Diese muss jedoch im Fall der Paarung mit anderen Menschen verträglich ablaufen, sonst gibt es wirklich Sodom und Gomorrha.
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